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Wir haben den Kandidaten unsere Fragen per Mail zukommen lassen - hier sind in der Reihenfolge, wie sie auf dem Wahlzettel stehen werden die Antworten Marion Beck, Josefa von Hohenzollern, Tobias Degode, Willi Kerler und Marisa Betzler. Herrn Kerler konnten wir bisher (Stand 05.09.2025) leider per email nicht erreichen.
Frage 2: Personalmangel & Naturthemen
Das Thema Flächenverbrauch ist spätestens seit dem Volksantrag „Ländle leben lassen“ im Jahr 2023 im öffentlichen Bewusstsein angekommen.
Im Spannungsfeld von Gewerbegebietsausweisung, Wohnraumschaffung, Straßenbau, Landwirtschaft und dem Verlust von Kulturlandschaften wie Streuobstwiesen und natürlichen Habitaten – wo sehen Sie
das größte Konfliktpotenzial und wo die größten Entwicklungschancen?
Marion Beck: Das größte Konfliktpotenzial sehe ich im Spannungsfeld zwischen Gewerbeflächenentwicklung und dem Erhalt wertvoller Natur- und Kulturlandschaften. Die größte Chance liegt für mich in einer vorausschauenden Innenentwicklung: Leerstände nutzen, Flächen effizienter bebauen, Grünflächen aufwerten. So schaffen wir Wohnraum und Arbeitsplätze, ohne zusätzliche Flächen unnötig zu versiegeln.
Josefa von Hohenzollern: Das größte Konfliktpotenzial sehe ich in der Abwägung zwischen der Ausweisung neuer Gewerbe- und Wohngebiete sowie dem Schutz von Natur- und Kulturlandschaften, wie unseren Streuobstwiesen. Die größten Entwicklungschancen sehe ich in einer nachhaltigen Stadtplanung, die Nachverdichtung und den Erhalt bestehender Flächen priorisiert. Hier könnten innovative Flächennutzungskonzepte helfen, sowohl Wohnraum als auch Gewerbeflächen effizient zu gestalten, ohne die Umwelt zu beeinträchtigen.
Tobias Degode: Das größte Konfliktpotenzial sehe ich bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Gerade entlang der Autobahn sind Vorrangflächen vorgesehen, die wertvolle Kulturlandschaften und Naherholungsräume beeinträchtigen können. Für mich gilt: Zuerst müssen die bereits versiegelten Flächen genutzt werden – Dächer von Gewerbe- und Wohngebäuden, Parkplätze, Fassaden. Hier liegt ein enormes, bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial. Chancen sehe ich in einer klugen Klimaanpassung unserer Stadt. Mit Dach- und Fassadenbegrünung, Schwammstadt-Konzepten, Entsiegelung und der Vernetzung von Grünachsen können wir nicht nur Lebensräume für Tiere und Insekten schaffen, sondern auch für bessere Luftqualität und kühlere Temperaturen im Stadtraum sorgen. Das ist praktischer Klimaschutz, den man im Alltag spürt.
Marisa Betzler: Das Thema Flächenverbrauch rückt zurecht zunehmend ins Zentrum gesellschaftlicher Diskussionen. Das größte Konfliktpotenzial sehe ich in der
Konkurrenz zwischen wirtschaftlichen Interessen, also der Ausweisung neuer Gewerbe- und Wohngebiete und dem Schutz unserer natürlichen Lebensräume. Jede versiegelte Fläche bedeutet den
unwiederbringlichen Verlust von Biodiversität, fruchtbarem Boden und Kulturlandschaften wie Streuobstwiesen, die nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch identitätsstiftend für die Region
sind.
Gleichzeitig eröffnen sich hier aber auch Chancen: Durch eine vorausschauende Planung und die konsequente Nutzung bereits versiegelter Flächen, etwa durch Nachverdichtung, Umnutzung
von Bestandsgebäuden oder die Revitalisierung von Brachflächen, lassen sich neue Lösungen schaffen. Innovative Konzepte wie multifunktionale Flächennutzung, grüne Gewerbegebiete oder
klimaangepasster Wohnungsbau können zeigen, dass wirtschaftliche Entwicklung und Naturschutz nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen.
Die größte Entwicklungschance liegt für mich darin, den Flächenverbrauch nicht länger nur als Problem, sondern als Anstoß für kreative, nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung zu sehen, mit einem Mehrwert sowohl für Mensch als auch Natur.
Wie wollen Sie das Problem des Personalmangels in der Stadtverwaltung angehen? Speziell aus unserer Sicht fällt auf, dass wir mit unseren Themen für und aus der Natur schwer Gehör finden, da diese niedrig priorisiert werden. Wie wollen Sie sicherstellen, dass Naturthemen, wie die Naturdenkmal-Verordnung, die Baumschutzsatzung und der Biotopverbund angemessen berücksichtigt werden?
Marion Beck:Eine leistungsfähige Verwaltung braucht motivierte Mitarbeitende. Ich möchte die Stadtverwaltung als attraktiven Arbeitgeber positionieren und die Arbeitsbedingungen verbessern. Für Themen wie Baumschutz, Biotopverbund oder Naturdenkmäler ist mir wichtig, dass diese nicht „untergehen“, sondern feste Zuständigkeiten und klare Prioritäten erhalten. Nur so können sie konsequent umgesetzt werden. Übrigens war ich bei den Schlammbrüdern und schwer begeistert von den Tätigkeiten dieser Gruppe!
Josefa von Hohenzollern: Aus meiner Erfahrung als Erste Bürgermeisterin weiß ich, wie stark Personalmangel die Verwaltung belastet. Durch digitale Entlastung, bessere Arbeitsbedingungen, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und gezielte Schwerpunktsetzung will ich dafür sorgen, dass auch Umwelt- und Naturthemen wie Biotopverbund, Baumschutzsatzung oder Naturdenkmal-Verordnung mehr Gewicht erhalten. Der Schutz unserer Natur wird für mich Chefsache.
Tobias Degode: Die Arbeitgebermarke der Stadtverwaltung ist in den letzten Jahren beschädigt worden. Es wird Zeit brauchen, um wieder Vertrauen aufzubauen – nach innen wie nach außen. Dazu braucht es klare Führung, moderne Arbeitsbedingungen und eine gezielte Ansprache von Fachkräften. Themen wie Naturdenkmal-Verordnung, Baumschutzsatzung oder Biotopverbund dürfen dabei nicht „unter ferner liefen“ behandelt werden. Ich werde sicherstellen, dass es für solche Querschnittsthemen feste Ansprechstellen gibt, die fachlich gut ausgestattet sind und auch den Austausch mit Partnern wie dem NABU verlässlich pflegen. So erreichen wir, dass Naturschutzthemen nicht hinten herunterfallen, sondern bei der Stadtentwicklung konsequent mitgedacht werden.
Marisa Betzler: Der Personalmangel in der Stadtverwaltung ist eine der zentralen Herausforderungen, die wir in den kommenden Jahren aktiv angehen müssen. Mein Ansatz ist
zweigleisig: Zum einen braucht es attraktive Arbeitsbedingungen, flexible Modelle und eine klare Wertschätzungskultur, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten. Zum
anderen müssen wir Prozesse effizienter gestalten, durch Digitalisierung, Entlastung von Verwaltungskräften von Routinetätigkeiten und eine klare Priorisierung der Aufgaben.
Gerade die Themen aus Natur- und Umweltschutz dürfen dabei nicht unter die Räder geraten. Sie sind nicht „nice to have“, sondern essenziell für die Lebensqualität, die
Klimaanpassung und die Attraktivität der Stadt. Ich setze mich deshalb dafür ein, dass Naturthemen wie die Naturdenkmal-Verordnung, die Baumschutzsatzung und der Biotopverbund eine feste
institutionelle Verankerung in der Verwaltung erhalten, sei es durch spezialisierte Stellen, Querschnittsteams oder verbindliche Prüfkriterien in allen Planungs- und Genehmigungsprozessen.
So wird sichergestellt, dass Naturthemen nicht nachrangig behandelt, sondern von Anfang an gleichberechtigt berücksichtigt werden, als Teil einer nachhaltigen
Stadtentwicklung, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Belangen gleichermaßen Rechnung trägt.
Das Höfinger Tal ist ein beliebtes Naherholungsziel und zugleich Lebensraum zahlreicher Amphibien. Daher setzen wir uns seit Jahren für eine Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr ein um die Amphibien dort zu schützen. Schilder allein reichen hier nicht aus, eine richtige Barriere, z.B. ein Poller wäre notwendig. Auch der Höfinger Ortschaftsrat hat sich positiv in dieser Richtung ausgesprochen. Wie stehen Sie dazu?
Marion Beck: Das Höfinger Tal ist ein wertvolles Naherholungsgebiet und ein wichtiger Lebensraum. Den Schutz der Amphibien sehe ich als ernstzunehmende Aufgabe.
Josefa von Hohenzollern:
In der aktuellen Diskussion um die Sperrung der Verbindungsstraße im Höfinger Täle zwischen dem Flüsschen Glems und der Bahnlinie müssen verschiedene Aspekte sorgsam abgewogen werden. Hier sind
einige Überlegungen zu den Argumenten beider Seiten:
Argumente für die Sperrung durch Poller
1. Ökologische Belange:
- Der Schutz der Amphibienpopulation und anderer ökologisch sensibler Gebiete hat oberste Priorität. Eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs könnte zur Verbesserung der
Lebensräume tragen und die Artenvielfalt fördern.
2. Verkehrssicherheit:
- Die Abgrenzung des Verkehrsraums für Fußgänger und Radfahrer könnte die Sicherheit für diese Gruppen erhöhen, insbesondere in einem Gebiet mit einer hohen Freizeitnutzung, wie z.
B. bei Sportanlagen und Schwimmbädern. Aber auch Radfahrer und Fußgänger können Tiere beeinträchtigen oder sogar verletzen und töten.
3. Lärmminderung:
- Die Eliminierung des motorisierten Verkehrs könnte zu einer Reduzierung von Lärm und Abgasen führen, was sowohl für die Anwohner als auch für die Natur von Vorteil sein
könnte.
Argumente gegen die Sperrung
1. Zugänglichkeit für Anlieger und Versorgung:
- Die Anlieger, Gewerbebetriebe und entscheidenden Einrichtungen wie die Kläranlage sind auf diesen Weg angewiesen. Eine Sperrung würde ihre Erreichbarkeit und damit ihren Betrieb
erheblich behindern.
2. Einschränkungen für Rettungskräfte:
- Es muss sichergestellt werden, dass Rettungskräfte und Notdienste im Notfall jederzeit Zugang haben. Eine Beschränkung könnte im Ernstfall zu Verzögerungen führen, die
lebensbedrohlich sein können.
3. Wirtschaftliche Auswirkungen:
- Die Gewerbebetriebe und der Bauhof benötigen regelmäßigen Zugang für Lieferungen und Kunden. Eine Einschränkung könnte wirtschaftliche Nachteile bringen und möglicherweise
Arbeitsplätze gefährden.
4. Vertrauen und Verantwortung:
- Anstelle strenger Regelungen könnte auf die Verantwortung der Verkehrsteilnehmer gesetzt werden, um Rücksicht auf Fußgänger und Radfahrer zu nehmen. Dies könnte durch geeignete
Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder verstärkte Kontrollen unterstützt werden.
Meine Einschätzung lautet:
Eine nachhaltige Lösung könnte darin bestehen, eine Mischform zu finden, die sowohl den ökologischen als auch den praktischen Bedürfnissen Rechnung trägt. Hierbei könnte man temporäre oder
variable Zugangsbeschränkungen einführen, die je nach Bedarf angepasst werden, oder Alternativen wie Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Betracht ziehen. Eine breite Beteiligung aller
Interessengruppen an der Entscheidungsfindung wäre sinnvoll, um zu einer tragfähigen Lösung zu gelangen, die sowohl die Umwelt schützt als auch die notwendigen Zugänge für Anlieger und
Lieferdienste gewährleistet.
Wichtig ist mir, dass wir mit dem Ortschaftsrat, den Bürgern und den Naturschutzverbänden eine tragfähige Lösung entwickeln.
Tobias Degode: Das Höfinger Tal ist für viele Menschen ein wertvoller Naherholungsraum und zugleich ein sensibler Lebensraum für Amphibien. Eine Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr ist daher grundsätzlich ein guter Ansatz. Wichtig ist mir aber, auch die Interessen von Anwohnern, Landwirten und anderen Nutzern zu berücksichtigen. Ich bin offen dafür, gemeinsam mit dem Ortschaftsrat, dem NABU und den Bürgerinnen und Bürgern eine Lösung zu erarbeiten. Das kann eine ganzjährige Sperrung sein, aber auch eine zeitlich oder saisonal begrenzte – etwa während der Wanderungszeiten der Amphibien. Entscheidend ist, dass wir hier zu einer Lösung kommen, die den Schutz der Natur wirksam verbessert und zugleich praktikabel bleibt.
Marisa Betzler: Das Höfinger Tal ist in der Tat ein besonderes Kleinod, sowohl als wichtiger Naturraum mit seiner Amphibienvielfalt als auch als geschätztes
Naherholungsgebiet für die Menschen. Der Schutz dieser Lebensräume muss oberste Priorität haben.
Wenn der Ortschaftsrat sowie viele Bürgerinnen und Bürger bereits deutlich gemacht haben, dass eine reine Beschilderung nicht ausreicht, ist es sinnvoll, über wirksamere
Maßnahmen wie eine Pollerregelung oder eine vergleichbare Barriere ernsthaft nachzudenken. Entscheidend ist, eine Lösung zu finden, die sowohl den Schutz der Amphibien gewährleistet als auch den
berechtigten Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner gerecht wird.
Ich stehe einer Sperrung für den Durchgangsverkehr daher positiv gegenüber, wenn sie fachlich begründet ist, breite Akzeptanz findet und die Belange der Natur in den
Mittelpunkt stellt. Eine enge Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden und den Menschen vor Ort ist mir dabei wichtig.
Ein Thema, das den Flächenverbrauch der Gemeinde mit ihren Teilorten betrifft:
- Wie stehen Sie dem Thema eines „Leerstandkatasters“ von Wohn- und auch Industrie-Gebäuden gegenüber?
- Wie stehen Sie dem Thema Zuführung baureifer Grundstücke zur Wohnraum-Beschaffung durch Baugebot oder Einführung von Grundsteuer C gegenüber?
Marion Beck: Ein Leerstandskataster für Wohn- und Gewerbeimmobilien begrüße ich ausdrücklich. Es schafft Transparenz und eröffnet neue Möglichkeiten, vorhandenen Raum zu nutzen.
Josefa von Hohenzollern: Ich befürworte die Einführung eines „Leerstandskatasters“ für Wohn- und Industriegebäude, um bestehende Ressourcen besser zu nutzen und Flächenverbrauch zu minimieren. Zudem halte ich die Zuführung baureifer Grundstücke durch Baugebote oder die Einführung einer Grundsteuer C für sinnvoll, um den Wohnungsbau voranzutreiben und spekulativen Leerstand zu reduzieren. Grundsteuer C oder Baugebote sollten aber nur das letzte Mittel sein. Mein Ziel ist es, durch Kooperation und Anreize Eigentümer zur Aktivierung von Leerständen zu bewegen, bevor man zu Zwang greift.
Tobias Degode: Ein Leerstandskataster halte ich für ein wichtiges Instrument, um zunächst Transparenz zu schaffen: Wo stehen Flächen oder Gebäude leer, die genutzt werden könnten? Erst auf dieser Basis können wir dann wirksame Maßnahmen entwickeln. Klar ist aber auch: Eigentümer empfinden eine solche Erfassung oft negativ. Deshalb braucht es hier gute Kommunikation und Beteiligung. Die Grundsteuer C ist für mich ebenfalls ein geeignetes Instrument, um baureife Grundstücke zu aktivieren. Tübingen hat gezeigt, dass oft schon die Diskussion über eine mögliche Einführung Bewegung erzeugt. Mein Ansatz: Zuerst gezielt das Gespräch mit Eigentümern suchen, aber wenn das nicht ausreicht, auch über die Einführung reden, in enger Abstimmung mit dem Gemeinderat. Für mich gilt: Innenentwicklung, Nachverdichtung und die Aktivierung von Leerständen haben Vorrang vor weiterer Flächenversiegelung.
Marisa Betzler: Der sorgsame Umgang mit unseren Flächen ist für mich eine der großen Zukunftsaufgaben. Neue Baugebiete auf der „grünen Wiese“ können nicht die alleinige
Lösung sein, wenn gleichzeitig Gebäude leerstehen oder vorhandene Flächen ungenutzt bleiben.
Ein Leerstandskataster für Wohn- und auch Industriegebäude halte ich daher für sehr sinnvoll. Es schafft Transparenz, wo bereits Potenzial vorhanden ist, und bietet die Grundlage für eine
gezielte Aktivierung von Flächen. Wichtig ist dabei, die Eigentümerinnen und Eigentümer nicht nur zu erfassen, sondern auch aktiv zu unterstützen, etwa durch Beratungsangebote, Förderprogramme
oder Vermittlungsplattformen.
Auch Instrumente wie das Baugebot oder die Grundsteuer C können in Einzelfällen ein notwendiges Mittel sein, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und den Druck auf die Ausweisung neuer
Flächen zu verringern. Mir ist dabei jedoch wichtig, dass solche Maßnahmen mit Augenmaß eingesetzt werden: Nicht als reine Sanktion, sondern als Anreizsystem, das in einen fairen Dialog mit den
Eigentümern eingebettet ist.
So kann Wohnraum geschaffen werden und gleichzeitig können wertvolle Landschafts- und Naturflächen geschützt werden.
Im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und natürlichen Ökosystemen: Was ist Ihnen für unsere Stadt besonders wichtig?
Marion Beck: Mir ist wichtig, dass wir Leonberg als Stadt entwickeln, die beides kann: gesellschaftliche Bedürfnisse erfüllen und gleichzeitig unsere natürlichen Lebensgrundlagen bewahren. Dazu gehören Grünflächen, Streuobstwiesen und Biotope genauso wie gute Bildungs- und Betreuungsangebote oder eine funktionierende Infrastruktur. Beides zusammen macht Lebensqualität aus.
Josefa von Hohenzollern: Für unsere Stadt ist es besonders wichtig, eine Balance zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und dem Schutz natürlicher Ökosysteme zu
finden. Das bedeutet, dass wir bei Planung und Entwicklung immer die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigen und sicherstellen müssen, dass natürliche Lebensräume erhalten
bleiben, während wir gleichzeitig den Bedarf nach Wohnraum und Infrastruktur decken. Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung sind hierbei zentrale Grundsätze.
Mir ist wichtig, dass wir wirtschaftliche Entwicklung, soziale Bedürfnisse und ökologische Verantwortung nicht gegeneinander ausspielen, sondern miteinander verbinden. Dafür möchte
ich als Oberbürgermeisterin vermittelnd dazu beitragen.
Tobias Degode: Für die Zukunft Leonbergs ist es entscheidend, die Stadt aktiv an den Klimawandel anzupassen. Hitzeschutz, Durchbegrünung und Renaturierung sind keine Randthemen, sondern überlebenswichtig, gerade für ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen. Natur- und Kulturlandschaften haben dabei nicht nur einen ökologischen Wert, sondern sind auch Teil unserer Lebensqualität und Identität. Für mich heißt das: Naturschutz und Stadtentwicklung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im Gegenteil – Grünflächen, Streuobstwiesen, Wälder und naturnahe Flächen sind das Fundament, auf dem eine gesunde, lebenswerte und resiliente Stadt wächst. Ich will, dass Leonberg dabei Vorreiter wird: mit sichtbaren Maßnahmen im Alltag, die zeigen, dass Natur- und Klimaschutz nicht abstrakt sind, sondern unmittelbar das Leben in unserer Stadt verbessern.
Marisa Betzler: Im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und natürlichen Ökosystemen ist mir besonders wichtig, dass wir nicht in Gegensätzen denken,
sondern in Verbindungen. Eine lebenswerte Stadt braucht sowohl guten Wohnraum, funktionierende Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung, als auch gesunde Ökosysteme, die uns sauberes Wasser,
frische Luft, Artenvielfalt und Lebensqualität sichern.
Für mich heißt das: Wir müssen bei allen Entscheidungen frühzeitig den ökologischen Wert bedenken und ihn gleichberechtigt neben sozialen und wirtschaftlichen Belangen
berücksichtigen. Natur darf nicht das bleiben, was „übrig bleibt“, sondern muss fester Bestandteil der Stadtentwicklung sein.
Besonders wichtig ist mir, dass wir unsere grünen Oasen, Biotope und Landschaftsräume schützen und gleichzeitig kreative Lösungen finden, etwa durch Nachverdichtung,
nachhaltige Bauweisen und multifunktionale Flächen, sodass die Bedürfnisse der Menschen erfüllt werden, ohne die Natur zu verdrängen.
Nur wenn wir diesen Ausgleich ernsthaft gestalten, bleibt die Stadt sowohl für heutige als auch für kommende Generationen lebenswert.